lk warndienst
Sie befinden sich hier:

Feuerbrand (Erwinia amylovora)

Die Birne ist erfahrungsgemäß gegenüber Feuerbrand deutlich anfälliger als Apfel. Rückschnittmaßnahmen sind nach einem Befall nur selten erfolgreich.
Vorteile ergeben sich in manchen Jahren durch die frühe Blütezeit. Aufgrund zu geringer Temperaturen ergeben sich während der Blüte häufig keine Infektionsbedingungen.
Ein großer Nachteil ist die starke Neigung zur Bildung von Nachblühern.

abgestorbene Blüten BirneMU.JPG
© Obstbauberatung LK Steiermark
Welke Triebe als Zeichen eines beginnenden Feuerbrandbefalls
Feuerbrand 2MU.JPG
© Obstbauberatung LK Steiermark
Bereits stark geschädigter Birnbaum
DSCN7758MU.JPG
© Obstbauberatung LK Steiermark
Abgestobene Teile eines Birnbaums

Schadbild

Im Regelfall geht ein Befall von Infektionen an den Blüten (Blüteninfektion) aus. Befallene Blüten werden welk, verfärben sich braun und bleiben dann noch längere Zeit am Baum. Häufig werden nur einzelne Blüten eines Blütenbüschels infiziert. In den Baum eingedrungene Bakterien breiten sich über die Leitungsbahnen weiter aus.
Junge Früchte beginnen bei Befall vom Stiel ausgehend schwarz zu verfärben und trocknen langsam ein (bei Birne zu sog. Kletzenfrüchten). Befallene Triebe krümmen sich nach unten, die Blätter verfärben sich vom Stiel und Mittelnerv ausgehend braun und in weiterer Folge vertrocknet der gesamte Trieb. Auffällig ist, dass die eingetrockneten Blätter den ganzen Sommer hindurch am Baum hängen bleiben. Bei warm/feuchter Witterung kann es nach der Blüte an befallenen Pflanzenorganen vorübergehend zum Austritt von zunächst milchigem und sich später rotbraun verfärbenden Bakterienschleim kommen (muss jedoch nicht der Fall sein).

Erreger/Lebensweise

Die Überwinterung von Feuerbrandbakterien erfolgt in befallenen Wirtspflanzen am Übergang zwischen gesundem und abgestorbenem Gewebe. Bakterien beginnen sich im Frühjahr stark zu vermehren und treten unter best. Voraussetzungen tropfenartig an den Befallsstellen aus. Besonders Insekten werden von diesem süßen Exsudat angezogen und tragen so ganz wesentlich zur weiteren Verbreitung bei.
Infektionen können über Blüten, Triebe (Triebspitzen) oder Wunden erfolgen.
Die häufigsten Infektionen erfolgen jedoch über die Blüten. Gelangen die Bakterien auf geöffnete Blüten, können sie sich gut vermehren und über die Nektarien in die Wirtspflanze eindringen.

Infolge von Blüteninfektionen kommt es häufig an Blütenstielen und anderen befallenen Pflanzenorganen zum Austritt von Bakterienschleim. Wund- und Triebinfektionen treten meistens sekundär nach einem Blütenbefall auf. Bei Triebinfektionen dringen Bakterien direkt über unverholzte (krautige) Triebspitzen in die Wirtspflanze ein. Wundinfektionen können durch Kulturmaßnahmen (Sommerschnitt, Laubarbeit, Ausdünnen,..) oder Hagelereignisse gefördert werden.
Der Winterschnitt hat für die Übertragung von Feuerbrandbakterien nur geringe Bedeutung. Zwar können die Bakterien bei tiefen Temperaturen über Monate auf div. Medien (Schnittwerkzeug,..) überdauern, haben jedoch unter 10°C so gut wie keine Aktivität.

Weltweit sind über 200 Wirtspflanzen von Feuerbrand bekannt. In Mitteleuropa sind vor allem folgende Pflanzenarten betroffen:
Birne (Pyrus), Quitte (Cydonia), Weiß- und Rotdorn (Cratuegus), Mehlbeer und Eberesche (Sorbus), Felsenbirne (Amelanchier), Steinmispel (Cotoneaster), Feuerdorn (Pyracantha), Scheinquitte (Chaenomeles), Stranvaesie (Stranvaesia) und Mispel (Mespilus).
Bei den angeführten Wirtspflanzen bestehen in ihrer Anfälligkeit bedeutende Unterschiede. Als besonders empfindlich gelten Birne, Quitte, Cotoneaster, Weiß- und Rotdorn sowie Feuerdorn. Weiters sind auch innerhalb einer Pflanzenart große Sortenunterschiede bekannt.
Trotz der generell hohen  Anfälligkeit der Birne gegenüber Feuerbrand sind auch hier Unterschiede zwischen den Sorten zu beobachten. Als weniger anfällig werden die Sorte Uta, Gute Luise, Alexander Lucas und die Zwischenverdelung Gellerts Butterbirne beschrieben*. Anfällige Pflanzen können innerhalb kürzester Zeit absterben. An weniger anfälligen Wirtspflanzen vertrocknen die befallenen Pflanzenorgane im Laufe des Frühsommers und es kommt zu einem scheinbar gesunden Durchtrieb.
Bei Birnbäumen kommt es manchmal dazu, dass die Unterlage (besonders Quitten) befallen wird ohne dass an der Baumkrone ein nennenswerter Befall sichtbar wird. Dieser Unterlagenbefall führt jedoch ebenfalls zum Absterben des Baumes.

*Bernkopf S. (2008), OÖ Obstsorten mit geringer Anfälligkeit gegenüber Feuerbrand (2007/2008)