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Raubmilben

Die Raubmilbe ist der bedeutendste Gegenspieler der Obstbaum- und Bohnenspinnmilbe im Apfel und Steinobstanbau. Durch das hohe Vermehrungspotential dieses Gegenspielers kann schon ein geringer Besatz von 0,5-1 Raubmilben pro Blatt ausreichen um die Schädigung durch die Spinnmilbe unter der wirtschaftlichen Schadgrenze zu halten. Die Schonung und Förderung dieses Nützlings ist daher essentieller Bestandteil in der Bekämpfungsstrategie gegen Schadmilben im Obstbau.

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© Obstbauberatung LK Steiermark
Raubmilben auf der Blattunterseite
2Raubmilbe auf Blattunterseite_MU.JPG
© Obstbauberatung LK Steiermark
Raubmilben auf der Blattunterseite
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© Obstbauberatung LK Steiermark
Ansiedelung mit Filzstreifen
 

Beschreibung

Auf Obstgehölzen leben verschiedene Arten von Raubmilben wobei als wichtigste im Apfelanbau die zur Familie der Phytoseiidae gehörende Art Typhlodromus pyri zu nenne ist, die neben Obstbäumen auch im Wein und verschiedenen Heckenpflanzen zu finden ist. Typhlodromus pyri ist glänzend längsoval weiß-gelblich, selten bräunlich-rot und ca. 0,4mm groß. Um sie leicht zu erkennen empfiehlt sich eine Lupe mit mindestens 15-facher Vergrößerung.

Lebensweise

Ausgewachsene weibliche Raubmilben überwintern an geschützten Stellen in der Rinde. Ab dem Frühjahr besiedeln sie die Blätter und beginnen mit der Eiablage. Die Entwicklungsdauer ist stark temperaturabhängig und beträgt beispielsweise bei Typhlodromus pyri bei 21 Grad 13 Tage. Während des Jahres werden je nach Nahrungsangebot und Raubmilbenart 3-5 Generationen gebildet, sodass während des Sommers durchgehend erwachsene Tiere in den Anlagen zu finden sind. Raubmilben halten sich unter Tags vorwiegend in den Blattachseln und auf der Blattunterseite nahe der mittleren Blattader auf (Abb.1 u. 2). Mit ihren langen Beinen sind Raubmilben der der Familie Phytoseiidae schnell beweglich und ernähren sich vorwiegend von Spinn- und Pockenmilben.
Mit ihren Kiefern stechen sie ihre Beutetiere auf und saugen sie aus. Bei Nahrungsmangel können sie auch auf alternative Nahrungsquellen wie Pollen, Pilzsporen, Honigtau und Pflanzensäfte ausweichen.

Förderung

Wesentlich für die Förderung von Raubmilben ist der sorgsame Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. In Apfelanlagen wurde beobachtet, dass die Ausbreitung eingebürgerter Raubmilben über sieben bis acht Nachbarbäume innerhalb eines Jahres erfolgt. Auch die Verbreitung mit dem Wind spielt eine gewisse Rolle.
Durch das „Umsiedeln“ von Raubmilben lässt sich die natürliche Ausbreitung der Raubmilben in einer Anlage mit geringem Besatz unterstützen. Dazu werden im Spätsommer-Spätherbst Filzstreifen (siehe Abb.) in gut besiedelten Anlagen (Spenderanlage) ausgebracht. Da die Filzsteifen für die Raubmilben ein gutes Winterversteck darstellen, sammeln sie sich darin und können auf einfache Weise abgesammelt und am neuen Standort ausgebracht werden (Abb.3). Im Sommer kann das Schnittmaterial aus „Spenderanlagen“ ebenfalls dazu dienen den Besatz mit Raubmilben zu verbessern.

Quellen:
Winter F., et. al., Lucas´ Anleitung zum Obstbau, Eugen Ulmer Verlag Stuttgart 1992
Friedrich G. & Rode H., Pflanzenschutz im integrierten Anbau, Eugen Ulmer Verlag Stuttgart 1996
A. van Frankenhuyzen & H. Stigter, Schädliche und nützliche Insekten und Milben an Kern- und Steinobst, Eugen Ulmer Verlag Stuttgart, 2002
Fischer-Colbrie et. al., Atlas der Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge im Obst- und Weinbau, Leopold Stocker Verlag Graz-Stuttgart, 2015
KOB Bavendorf Pflanzenschutzberatung
Ökolandbau.de (Aktualisierung 30.12.2010)